Am Sonntag hatte unsere Mariarunde ihre dritte Partie. Teilnehmer waren Andi als Österreich, Philipp als Preußen/Pragmaten und der Berichterstatter als Frankreich. Die Partie war von einem dynamischen Verlauf und einem frühen Ende geprägt.
Runde 1-2: Ein ruhiger Auftakt
Als überzeugter Verfechter der Offensivoption übernahm Philipp seine Friedrichstrategie auch bei Maria: Immer auf die Österreicher drauf! Schlesien fiel hierdurch schnell in großen Teilen an die blauen Truppen, Neipperg und Karl deckten nur aus größerer Entfernung die südlichen Festungen.
Franzosen und Bayern rückten in Westböhmen vor, die letzteren überfielen in der zweiten Runde Traun in Karo – bei ca. 30 Punkten auf der bayerischen Hand plus einer Reserve standen die Chancen gut. Traun zog sich mit vier gegen fünf Armeen sofort zurück.
In Flandern waren die Franzosen etwas gehemmt. Der Vormarsch durch den Herzsektor um Luxemburg gestaltete sich langsamer als geplant, weil keine einzige Herzkarte zu Verfügung stand (Frankreich sollte im gesamten Spiel nicht mehr als sieben Punkte in Herz bekommen). Der fehlende Druck auf die österreichischen Niederlande führte dazu, dass die grau-weißen Truppen übermütig wurden und ein Expeditionskorps, bestehend aus dem Earl of Stair und Arenberg, nach Frankreich entsandten.
Runde 3-4: Kessel in Ost und West
Bayern war sich seines Karos weiterhin sicher und attackierte Traun zum zweiten Male. Diesmal stellte er sich, musste jedoch angesichts der bayerischen Macht weichen – ihm gelang jedoch ein -1-Rückzug.
Die österreichischen Generäle im Norden wichen immer weiter zurück. Die Deckung sämtlicher Festungen in Schlesien war bereits aufgegeben worden, Neipperg und Karl standen in Hlinsko – von drei Farben aus angreifbar. Diesen strategischen Fehler wollte Preußen sich zunutze machen und machte mit seinen Generälen und Rutowski alle drei Eingänge dicht. Dass Österreich den Kampf gegen drei Farben mit einer nicht gewinnen konnte, verstand sich von selbst, die Frage war nur, ob es Preußen gelänge, bereits den ersten Kampf zu gewinnen und damit die eingeschlossenen Weißen zu vernichten. Das österreichische Kreuzblatt erwies sich als enorm. Mehr als die Hälfte der österreichischen Hand war Kreuz, darunter auch zwei Zehner. Jedoch setzte sich Preußen dank beträchtlicher Herzstärke und zweier Reserven (Österreich hatte keine) knapp durch – beide Nationen waren in den jeweiligen Farben danach völlig blank. Damit war die österreichische Verteidigung im Norden völlig zusammengebrochen.
Die Lage für Frankreich hatte sich wegen des Geschehens in Italien verschlechtert, der Duc de Broglie musste dort den Verbündeten aushelfen. Doch nun sollte das österreichisch-pragmatische Expeditionskorps in Kernfrankreich für seine Frechheit und Gier büßen: Mit zehn Armeen einen kleinen, unschuldigen Tross zu fressen, gehört sich einfach nicht. Das französische Oberkommando hatte jedoch die Feldküche durchaus mit Bedacht dort stehen lassen und machte, inspiriert vom Geschehen im Osten, ebenfalls von drei Seiten den Sack zu. Die Schlacht um Valmy hatte mit der exakt 50 Jahre später stattfindenden Kanonade nur den Ort gemein: Statt des moralischen Sieges in einem eigentlich unentschiedenen Gefecht, in dem keine Seite den Angriff wagte, errangen die Franzosen einen Vernichtungssieg über die vereinigten Feindkräfte.
Runde 4-5: Der Untergang Österreichs
Auf der Karte Böhmen versuchte Maria Theresia zu retten, was zu retten war. Einen sächsischen Angriff auf den Herzsektor um Wien konnten Traun und Khevenhüller noch zurückschlagen, doch rückten die Feinde unerbittlich aus Nord und West Richtung Hauptstadt vor.
Frankreichs Westheer rückte nun in Richtung Luxemburgs, um hier noch zusätzliche Marker im sich abzeichnenden Wettlauf zwischen Frankreich und Preußen loszuwerden. Das erlaubte den Pragmaten, weitere Städte in Nordfrankreich zu erobern.
Schließlich attackierte das preußische Hauptheer im Sommer 1742 die letzten Verteidiger des Wiener Herzsektors. Geplant war eigentlich – man erinnere sich an die Herzausgaben der Preußen bei der Kesselschlacht um Hlinsko – Österreich ein leichtes Fortkommen zu ermöglichen und sie per Rückzug ungünstig für die französische Einnahme Iglaus zu postieren. Jedoch hatte Österreich mit nur zwei Herzkarten – zwei Vieren – nicht die Möglichkeit, sich geordnet zum Rückzug zu begeben, womit der preußische Sieg überraschend früh eintrat (bei prinzipiell ähnlichem Verlauf – vernichtende österreichische Niederlage in Böhmen, daraus resultierender Zusammenbruch jeder geordneten Verteidigung hier, hatte Österreich in der letzten Partie bis zur zehnten Runde – fünf nach seiner Feldniederlage - durchgehalten). Frankreich hätte nur noch ein Marker gefehlt.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Österreich sich keine großen Niederlagen erlauben kann. Zwar gab es in der entsprechenden Schlacht keine Rückzugsmöglichkeit, die exponierte Stellung des Turms – aus drei Farben angreif- und einschließbar – ließ aber ungeachtet der Kartenhand Böses für die Verteidigung vermuten.
Quasarmans Bemerkung, eine der Großmächte ginge immer zu Grunde, trifft auf dieses Spiel wieder zu. Zum zweiten Mal in Folge waren das die Österreicher.
Übrigens hat in unseren drei Partien jetzt drei Mal der schizophrene Spieler (Philipp besteht auf der Bezeichnung „Spieler mit MPS“) gewonnen – ein Mal mit den Pragmaten, zwei Mal mit Preußen. Was das für unseren geistigen Gesundheitszustand aussagt, vermag ich nicht zu beurteilen.
Partiedauer: 2h (Ösimarie musste wegen Zeitmangels als Spieler absagen, wollte jedoch irgendwann als Beobachter dazustoßen. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel jedoch schon vorbei.)
Fragen, Anmerkungen und Kommentare sind wie immer willkommen.
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
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