Aller guten Dinge sind drei |
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Letzten Mittwoch musste bei uns in der Stadt eine Fliegerbombe entschärft werden. Daher wurden die öffentlichen Gebäude für eine eventuelle Evakuierung ab vormittags geräumt, und die Zwölft- und Dreizehntklässler der Friedrichrunde Unterland nutzten den resultierenden Ausfall von sieben Schulstunden für eine heftig umkämpfte Friedrich-Partie, die letztendlich drei Sieger sah.
Teilnehmer waren (Nichtforummitglied) Andi, die Ösimarie und meine Wenigkeit. Die erste Auslosung ergab Andi als Flügelmächte, Ösimarie als Maria Theresia und meine Wenigkeit als Friedrich – eine Konstellation, die wir jedoch bereits etliche Male gespielt haben – weswegen ein „New Deal“ erfolgte, der Andi und mich die Positionen wechseln ließ.
Runde 1-4: Preußen teilt aus
Preußen begann mit offensiven Bewegungen der beiden Zweiertürme gen Österreich. Da Seydlitz jedoch nur zögerlich nach Süden ging, Heinrich nach Norden abkommandiert wurde und Andi ohnehin kein großer Verfechter der OO ist, durfte man an dieser Zweifel haben. Jedoch ließ sich Daun (5 Armeen) in der zweiten Runde von Schwerin und Keith (10) erwischen und musste vom Brett. Im Gegenangriff, den Lacy von Herz aus auf die in Karo stehenden Preußen führte, zogen sich diese um 1 zurück. Nach dieser lokalen Offensive marschierten die Generäle auch wieder in ihre üblichen Verteidigungsgebiete in Schlesien und Sachsen zurück.
Frankreich kam nur langsam in Fahrt, da sich ein eklatanter Karomangel bemerkbar machte, wohingegen sich die Hannoveraner in Norddeutschland sehr wohlzufühlen schienen. Kräftige Pik- und Herzmengen sorgten dagegen für eine sichere Kontrolle des Zentrums und Zuversicht für Diepholz und Magdeburg.
Im Norden griff Russland energisch mit Apraxin und/oder Tottleben (insgesamt 9 Armeen) den in Kreuz stehenden Lehwaldt (2) an und verschleißte in Blutsäufermanier dessen Kreuzvorräte. Offensichtlich erfolgreich, denn nach drei Kämpfen in vier Runden waren durch Armeeüberlegenheit und Rückzugslängen ca. 20 Kreuzpunkte zermahlen – also etwa die Differenz zwischen preußischer und russischer Hand nach dieser Zeit.
Runde 5-8: Preußen stellt um
Das veranlasste Preußen, seine Verteidigungsstrategie zu überdenken. Gegen Russland wurde auf Herz umgestellt, Österreich sollte jetzt mit Pik bekämpft werden. Zu diesem Zweck attackierte der Schlesienturm Laudon in Strehlen und zog ihm mehr als 50 Punkte Pik mit Karo. Österreich ließ sich trotzdem nicht ins Bockshorn jagen, sondern griff munter weiter an. Trotz enormer Unterlegenheit in Pik gelang bei Breslau ein geordneter Rückzug, in Sachsen-Karo ebenso.
Nun entschloss sich Friedrich zu einer gewaltigen Gegenoffensive an der Südfront: In Westsachsen wurde unter Einsatz von Herz (die Russen sahen es mit Freude) Hildi um fünf Städte zurückgedrängt, in Zentralschlesien gelang den Österreichern noch ein angenehmes -1, doch in Sachsen mussten sich Karl und Browne um -9 zurückziehen! Die Weißen standen nun östlich der Neumark.
Frankreich kam nun langsam in Fahrt und bekam die Hannoveraner in den Griff. Die Überlegenheit Hannovers in Karo wurde durch Zermürbungsangriffe egalisiert, in den übrigen Farben bekamen die Hellblauen deutlich ihre Grenzen aufgezeigt.
Die Russen blieben derweil nicht untätig. Nach Kreuz sollte nun mit Herz die zweite Farbe heruntergehobelt werden, was später auch den Franzosen helfen würde. Nebenher wurden Zielstädte eingesammelt. Lehwaldt wurde aus Ostpreußen herausgedrängt und machte sich auf den Weg, in Kammin Unruhe zu stiften. Saltikov und Fermor standen in der achten Runde in Arnswalde an der Kreuz-Herz-Grenze, Ehrensvärd blockierte mit Stargard einen Ausgangsweg. Preußen versuchte nun, indem es mit Dohna und Heinrich diesen Kessel schloss, im Norden den Befreiungsschlag zu führen. In der Hoffnung, das russische Kreuz könnte sich von den blutigen Schlachten zu Beginn nicht erholt haben, spielte Friedrich all sein Herz und eine Reserve runter, bis sich die Blauen schließlich geschlagen geben mussten. Nun hing die Verteidigung gegen Russland am seidenen Faden: Nur noch Lehwaldt stand zur Verfügung. Preußen behalf sich dann damit, Schwerin und Keith aus Schlesien nach Norden katapultieren zu lassen.
Runde 9-12: Preußen geht ein
In der neunten Runde wurde Keith vernichtet und auch die Drucklegung seiner Gedichte machte Friedrich schwer zu schaffen. Die preußische Defensive war jetzt ausschließlich vom Besitz Küstrins abhängig.
Derweil freuten sich die Österreicher über ein leeres Schlesien und sammelten hier die fehlenden Zielstädte ein.
In Runde elf schließlich gelang es Lehwaldt, in einer Kamikaze-Aktion den westlichen russischen Tross zu fressen, womit die russischen Generäle unversorgt wurden.
Nun deutete sich eine Runde später ein Showdown an: Preußen deckte gegen Russland nur noch Küstrin, gegen Österreich nur noch Radeberg, gegen Hildi nur noch Meißen, Dresden und Pirna, die alle in dieser Runde erreicht werden konnten.
Nun war es an Russland, Kamikaze zu begehen: Der unversorgte Saltikov bewegte sich über Küstrin, der unversorgte Fermor schlug den letzten Verteidiger, Schwerin. Beide starben danach an Hunger.
Auch der „last stand“ in Sachsen fiel nun: Österreich konnte Friedrich und Winterfeldt in Lauchhammer umzingeln (auch in jeder anderen Stadt hätte ein Rückzug um 1 die Niederlage bedeutet) und vernichten, weswegen auch diese Zielstädte fielen. So feierten am Schluss gleich drei Angreifer einen Triumph.
Knackpunkt des preußischen Spiels war meiner Meinung nach die Umstellung der Farbstrategie in Runde 5. Der Sektorenwechsel nach Herz gegen Russland war zwar vertretbar (wenn auch riskant wegen der Westfront und den Schweden, die fast nach Belieben im Norden Zielstädte sammelten), aber die Umstellung auf Pik gegen Österreich beraubte Preußen einer an allen Fronten flexibel einsetzbaren Ersatzfarbe (insbesondere die Verteidigung gegen Frankreich basierte ausschließlich auf Hannover) und sicherte auch die Südfront nicht, da die Pikverteidigung in Schlesien aufgegeben werden musste und gegen Hildi Herz nicht zur Verfügung stand (beides kann man natürlich auch selbstlobend meiner extrem auf Krawall gebürsteten Russland-Strategie zuschreiben).
Den Alliierten ist es in ihrer Gesamtheit (Frankreich ausgenommen) dagegen ganz gut gelungen, Druck aufzubauen und den Preußen zu ermüden. Preußen hielt selten mehr als 20 Karten auf der Hand.
Für mich persönlich kann ich sagen, dass mir die Russen immer besser gefallen. Ich habe sie jetzt erst das dritte Mal gespielt (wie eingangs erwähnt, fällt mir überproportional häufig das Los Friedrichs zu), hatte aber immer immensen Spaß (und habe zwei der Partien auch gewonnen – nur eine Partie über sechs Runden (vgl. die erste Partie von „Doppelpack: Österreich gewinnt zwei Mal“ war zu schnell vorbei für die Zarin). Es ist doch erstaunlich, wie man mit einer Armee, die kaum größer ist als die Hannovers, randalieren kann
Allerdings geht so eine aggressive Doktrin auch massiv an die eigenen Kartenbestände: Ich hatte nie mehr als ca. 15 Karten, nach der Schlacht in der achten Runde sogar nur noch sieben oder acht - d.h., ich hatte 19 oder 20 für Kämpfe und Nachkäufe ausgegeben.
Punkte nach WM-Modus:
Friedrich: 6
Elisabeth: 11,33 (7 mit Schweden)
Maria Theresia: 12,67
Pompadour: 5
Kommentare jedweder Form sind natürlich wie immer willkommen.
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Prinz Heinrich am 14.12.2008 22:53.
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