Heute fand unsere zweite Partie Maria statt. Dabei entwickelte sich insbesondere im Osten ein interessantes Spiel, bei dem Österreich in schwere Bedrängnis geriet.
Die Rollenverteilung ergab dabei folgendes Bild: Ösimarie in ihrer Paraderolle, Steffen als Louis XV., und meine Wenigkeit als Friedrich.
Erste Phase: Blitzkrieg in Schlesien
Preußen drang dynamisch in Schlesien ein. Auch Rutowski, der mit einer Starthand von drei Mal Herz ausgestattet worden war, machte sich auf den Weg dorthin. Dafür war das preußische Herz umso knapper – nur eine Sieben, die beim ersten Angriff in Runde zwei schon verbraucht wurde. Ich hatte den Angriff nur gewagt, weil ich bereits eine Reserve hatte, Neipperg war aber so nett, sich flott zurückzuziehen. Eine Runde später warf dann Sachsen seine geballte Herzmacht ins Gefecht, unterstützt von den Truppen des Erbprinzen Leopold. Österreich staunte nicht schlecht, als das kleine Land Herzkarte um Herzkarte aus dem Hut zauberte. Nach fünf Herzkarten mussten sich die Weißen dann auch zurückziehen, Schlesien war im Herbst 1741 damit schon in preußischer Hand und der König offerierte großzügig einen Friedensschluss, auf den Maria einging. Die Verwunderung auf Seiten der Österreicher stieg noch einmal, als Sachsen regelgemäß an Maria überging und sie feststellen musste, dass auch die letzte Karte der Sachsen Herz gewesen war.
Parallel zu diesen Ereignissen drang die frankobayerische Armee langsam in Nordwestböhmen vor, ging aber keine unnötigen Risiken ein.
In Flandern mussten die Franzosen Rückschläge gegen gut kooperierende grau-weiße Truppen hinnehmen. Köln fiel an George II. und die pragmatischen Truppen bedrohten Nordfrankreich.
Zweite Phase: La Grande Nation
Nach diesem bereits eher mäßigen Start für Frankreich schien sich die Lage noch mehr einzutrüben – in Italien errangen die Österreicher, unterstützt von Preußen, das dafür seine Beziehungen zu Russland verbessern konnte, die Vorherrschaft und Khevenhüller stieß über die unbewachte Südroute gen Bayern vor, entschied sich aber gegen Eroberungen hier, sondern versuchte, in den Rücken der Frankobayern zu kommen. Gleichzeitig machten Batthyany und Traun von vorn dicht und kesselten den Turm Törring und de Broglie auf Tabor ein – die beiden Trosse und Belle-Isle verstopften die drei anderen Ausgänge (eine ähnliche Situation hatten wir schon bei der ersten Partie vor einer Woche). Jedoch hielt das bayerische Pik den österreichischen Angriffen stand, und Österreich musste sich per Reserve zurückziehen – ein Fehler, da der zweite General damit verloren ging und der zurückgezogene in Frankreichs Zug in der nächsten Runde auch vom Brett musste. Gleichzeitig mit diesem Befreiungsschlag wurde auch Khevenhüller in Herz vernichtet. Damit lag Westböhmen völlig frei vor Louis’ Generälen und die Bourbonen hatten sich binnen einer Runde von der stagnierendsten Nation zum heißen Favoriten auf den Sieg entwickelt. Die wieder in den Krieg eingreifenden Preußen, die sich nun in Nordböhmen tummelten, erleichterten Österreich die Lage auch nicht. Da konnte die erfolgreiche Kaiserwahl Franz Stephans nur wenig Trost bringen. Binnen kürzester Zeit hatte Frankreich alle Siegmarker bis auf drei oder vier verbraucht, Preußen hatte aber auch nur noch zwei übrig.
Dritte Phase: Die preußisch-französische Erbfeindschaft
Dementsprechend wurde Marias verzweifelte Lage wenigstens durch den Umstand gerettet, dass die beiden eifersüchtigen Könige mehr an einer Schwächung des jeweiligen Rivalen als an der Niederlage Österreichs interessiert waren. Frankreich schnappte den Preußen die nordböhmischen Festungen vor der Nase weg, Bayern blockierte selbstlos den Angriffsweg Preußens und verschaffte damit den Verteidigern Mährens eine weitere Runde. Im Gegenzug versuchte die Pragmatische Armee mit wütenden Angriffen auf französische Generäle diesen per Schlachtenniederlage wieder Siegmarken in den Pool zu legen. Letzteres beanspruchte zwar die französische Kartenhand stark, ebenso wie die Husaren, die über die durch das Ausschwärmen der Generäle langen und exponierten Versorgungslinien der Frankobayern hermachten (die Lage in Italien machte inzwischen sogar einen französischen General dort notwendig), überforderte jedoch auch die Pragmaten, bei denen der Earl of Stair einen ruhmlosen Abgang hinlegte.
Österreichs Verteidigung ruhte jetzt noch auf zwei frisch in Wien eingesetzten Generälen mit insgesamt vier Armeen sowie Karl und Neipperg in Mährisch-Kreuz. Die beiden letzteren zogen sich geschickt gegenüber Preußen und Bayern zurück, um nicht ihr Kreuz zu verpulvern (und damit den absehbaren Kampf gegen die zweite Angreifermacht in jedem Fall zu verlieren), die ersteren zogen mit Karo und Herz das französische Karo und jagten in der Folge den Marschall de Belle-Isle zuerst nach Oberösterreich und dann vom Brett. Schließlich, im Herbst 1743, kam das Ereignis, auf das Preußen so lange gewartet hatte: Die Quadrupelallianz! Endlich Krieg mit Sachsen, einem schwachen Kleinstaat, wo es kaum etwas zu verlieren und alles zu gewinnen gab! Sofort wurde Dresden vom bereits wartenden Alten Dessauer eingenommen, Schwerin riss noch Zwittau an sich – Sieg. Der Schlachtensieg in Mähren und die daraus folgende Einnahme Olmütz’ waren nur noch kosmetische Poolübererfüllung.
Nachteilig für Österreich war auf jeden Fall der frühe Verlust Schlesiens, bevor die höheren österreichischen Einnahmen den anfänglichen preußischen Vorteil ausgleichen konnten, ermöglicht durch Sachsens Glück mit sechs Herz in sechs Handkarten.
Die Niederlage in der Stabilisierungsphase unmittelbar danach beim Versuch, den frankobayerischen Turm einzukesseln war nicht nur ein schwerer Schlag für Maria, sondern darüber hinaus noch besonders bitter, weil unnötig – ein früherer Rückzug der Generäle hätte zumindest einen erhalten, ein „Reinholzen“ mit der Reserve (statt sie für den Rückzug zu verwenden) hätte den Turm vernichtet und damit dem Spiel eine ganz andere Wendung gegeben.
Insgesamt waren auf allen Seiten (Maria-Vorerfahrung der drei Spieler: zwei mit einer Partie, einer ganz ohne) noch diverse Fehleinschätzungen und strategische Irrtümer vorhanden, aber wir arbeiten daran, sie zu minimieren
Partiedauer: 10 Runden, ca. 5,5 Stunden (inklusive Essen)
Fragen, Anregungen und Kommentare? Nur her damit.
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
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