Blick auf die Histogame-Seite: Alles wie gewöhnlich… Moment! Seit wann sind da oben sechs Icons? Tatsächlich, es hat sich ein neues Bildchen zwischen „Friedrich“ und „König von Siam“ geschoben, das eine junge Dame mit nicht unbekannten Gesichtszügen darstellt. Siehe da, tatsächlich ist der Nachfolger (bzw. Vorgänger) von „Friedrich“ fertig!
Und er wirkt großartig auf mich.
Das beginnt beim wundervollen Spielplan – der nicht nur hervorragend aussieht (übersichtlich gestaltet, aber mit Flair wie den zahlreichen Bergen und Wäldern im Hintergrund), sondern auch das Problem der Lücke gut löst und es schließlich auch den Süddeutschen wie mir ermöglicht, einen Kampf vor der eigenen Haustür auszutragen. Außerdemgibt es kaum noch Peripheriegebiete - bei Friedrich blieben z.B. die weiten Lande Zentralpolens völlig unversehrt. Um Lodz wurde nie ein Kampf ausgetragen. Wobei, das hat auch Nachteile - wenn wir im Kampf unsere TK schwungvoll aufs Brett werfen, bietet sich diese Gegend einfach an
Interessant wird sicher die veränderte Ausgangslage bekannter Nationen – ein Preußen, das keine umzingelte Supermacht ist, sondern ein auf Raub ausziehender Emporkömmling, Frankreich als auf allen Schauplätzen agierender Hauptfeind Österreichs und schließlich die Österreicher selbst, in die Defensive gedrängt, beileibe nicht der langsam, aber unaufhaltsam gegen Preußen vormarschierende Koloss, der kaum ernsthaft verwundet werden kann. Und vor allem lässt „Maria“ auch die Spieler der Titelrolle bei „Friedrich“ verstummen, die über ihre elende, von allen Seiten angegriffene Position greinen - immerhin hat der Preußenkönig durch seine Impertinenz in jungen Jahren für seine späteren Probleme selbst gesorgt.
Dadurch, dass das ganze Szenario offener als der nackte Überlebenskampf Preußens ist, ergibt sich vermutlich auch ein ganz anderes Gefühl im Farbspiel. An die Stelle einer vergleichsweise planbaren „Ein-Feind-eine-Farbe“-Verteidigung Friedrichs muss wohl, je nach Schwerpunktsetzung und Schlachtenglück der Mitspieler, flexibler mit den Karten umgegangen werden – zumal es wahrscheinlicher als bei „Friedrich“ ist, gegen mehrere feindliche Kartenhände kämpfen zu müssen und jede Nation jetzt Eroberungsziele hat und ein einfaches Verschanzen für den Sieg nicht genügt.
Als vergleichsweise losgelöste Einzelregel stechen die Husaren ins Auge, die jetzt ihren Weg von kleinen Schicksalskartenereignissen zu „echten“ Spielfiguren geschafft haben, und nun den Vormarsch jeder feindlichen Armee verteuern und bremsen. Man denke nur an Friedrichs Versorgungsprobleme bei jeder seiner größeren Offensiven nach Böhmen, die ihn mehr als einmal zu schmachvollen Rückzügen zwangen!
Ebenso ist die Kaiserwahl ein stilvolles Element, das darüber hinaus viele der zentralen Problemstellungen des Österreichischen Erbfolgekrieges betont: Ist die Thronbesteigung Maria Theresias rechtmäßig? Wie verhalten sich die deutschen Kleinstaaten? Wie sehr kann Frankreich Einfluss auf die Politik des Reiches nehmen?
Allerdings stellt sich mir folgende Frage: Die Kurstimmen Österreichs und der Pragmatischen Armee gehen immer an Franz, die übrigen können frei vergeben werden. Welches Interesse kann Frankreich daran haben, dass Karl Albrecht nicht gewählt wird? Habe ich da etwas übersehen?
Ohnehin gefällt mir der ganze Politik/Diplomatie-Teil. Bereits bei Friedrich war es eines der faszinierendsten Kennzeichen, dass die Alliierten zwar alle denselben Feind bekämpften, aber sich trotzdem mit eifersüchtigen Blicken bedachten, wenn einer von ihnen zu erfolgreich wurde und dann großmütig Friedrich die Schlachtensiege gegen diesen gönnten. Bei „Maria“ kommt nun ein expliziter Politikteil dazu, der fernab von den Schlachtfeldern eine weitere Möglichkeit bietet, die Opponenten unter Druck zu setzen. Frei nach Brecht: Was ist eine Schlacht in Sachsen gegen den Seitenwechsel Sachsens? Da man die Politik-Karten und das Politik-Tableau nicht online sehen kann, bin ich auf die Details schon besonders gespannt.
Das einzige Manko scheint mir bis jetzt die Spielerzahl zu sein. Genau drei Spieler, das ist weder flexibel (außer man spielt zu zweit, aber dass hierunter der Spielreiz leidet, ist offensichtlich) noch für eine etwas größere Runde geeignet. Aber dann muss man halt Dreierpartien planen, das klappt schon.
Und jetzt will ich alles spielen. Ich will den Wittelsbacher auf den Thron setzen und die Franzosen in ihrem Heimatland in die Bredouille bringen (die Pragmatische Armee ist doch hoffentlich manchmal so erfolgreich?). Ich will die lästigen Schmeißfliegen aus Nord und West nach Böhmen locken und sie dort mit den Husaren in den Wahnsinn treiben, und ich will den Österreichern im Handstreich Schlesien entreißen. Mit all diesen Zielen gleichzeitig im Kopf bin ich der Schizophrenie des Preußen/Pragmatische Armee-Spielers schon recht nahe…
In freudiger Erwartung des Oktobers,
Prinz Heinrich
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
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