Alles, was ein Spiel braucht |
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Sensationelle Partie am Mittwoch in Erlangen. Es wurde so ziemlich alles geboten, was man als Friedrich-Spieler einmal erlebt haben muss.
(Spieler: Friedrich = Bernd M; Maria Th. = Bernd P; Zarin/Pompadour = Moritz)
- Die Schicksalskarten spielen verrückt: Die ersten beiden Karten sind "Amerika" und "Zarin". Zum Glück kommt bereits in Runde 8 die erste Subsidienkürzung.
- Die Russen stoßen weit nach Westen vor: Den Russen fehlen zwar die Karten, um zu kämpfen, aber nicht der Schneid, um bis hinter Küstrin vorzustoßen. Dies ermöglicht einen weiten Ausflug Ehrensvärds nach Süden - mit Folgen...
- Ehrensvärd stürmt Sachsen: Die Österreicher sind in frühen Runden Karo-gespickt in Sachsen eingefallen. Friedrich und Winterfeldt ziehen sich in den Pik-Sektor südlich von Sachsen zurück. Das Problem dabei: Der preußische Tross steht im nördlichen Sachsen. Jetzt schlägt Ehrensvärds Stunde: Er nimmt den Tross! Nur der Zarin war die Situation aufgefallen – man hat die Kleinen einfach nicht auf dem Radar! Damit ist der Kampf um Sachsen praktisch entschieden. Und dennoch...
- Der Preußenkönig rettet mit einem raffinierten Manöver seine Haut: Friedrich entgeht dem Hungertod in Böhmen durch einen gewagten Angriff in Sachsen. Der anschließende lange Rückzug kann nur nach Norden in versorgte Gebiete führen.
- Gescheiterte Reichs-Strategie: Aufgrund der Spielentwicklung ignorieren die Österreicher Schlesien und bilden stattdessen für Hildi einen Schutzschild bis hinauf nach Magdeburg. In Runde 11 fehlt dem Reichsgeneral nur noch Pirna – doch in diesem Moment schließt Schweden Frieden und die Zarin übernimmt das Reich!
- "Schlesien wird vor Magdeburg gewonnen": So hätte Daun seinen Verbleib an der Westfront nach Runde 11 gegenüber der Hofburg rechtfertigen können. Und die Rechnung geht auf: Weil Österreich vor Magdeburg auf alles dreinschlägt, was gegen Frankreich heraneilt, muss Friedrich schließlich von Kreuz aus diese letzte Zielstadt decken – ganz schlecht für Verteidigungs-Konzept und Nervenkostüm Friedrichs.
- Überlegene Preußen werden verschlissen: Nachdem in Runde 7 die Zarin mit dickem Kartenstapel gestorben ist, hat niemand mehr einen Pfifferling auf die Alliierten gegeben. Und dennoch: Der erfolgreiche Angriff auf Sachsen und die zerstörerische Arbeit vor Magdeburg zehren am preußischen Armeebestand. In ca. Runde 15 sind rund 20 blaue Armeen nicht mehr bei den Fahnen! Ständige Angriffe mit alliierter Armeeüberlegenheit zermürben die Preußen.
- Berlin wird bewacht: Österreich kann schon etwa zur Spielhalbzeit immer wieder frisch rekrutierte Preußen in Berlin angreifen. Sehr unbequem für Preußen – und nicht gut für die preußischen Pik-Vorräte.
- "Sack Flöhe" entlaufen: Als es bei Magdeburg für Preußen eng wird, führen die beiden längst abgeschriebenen Hannoveraner ein wunderschönes "Sack-Flöhe-Manöver" durch: Ferdinand wird mit sechs Armeen auf Stade eingestellt, greift den Bewacher an und lässt sich um drei Städte Richtung Süden zurückziehen. Da der französische Bewacher mit vier Armeen für seinen Job eigentlich zu korpulent ist, wird es ungemütlich für die Franzosen: Ferdinand rekrutiert immer wieder so, dass er drei Armeen hat, und zieht sich bei jedem Angriff elegant kampflos um eins zurück. Cumberland nutzt die Situation und bricht ebenfalls aus. Schließlich gelingt es, Diepholz zu befreien!
- Überlegene Franzosen brechen zusammen: Das Diepholz-Manöver nimmt die Nerven der Pompadour offensichtlich stark mit (es ist schon 2 Uhr nachts – wir spielen ohne Schachuhr). Jedenfalls werden die Franzosen fahrig. Die französischen Trosse werden überrannt, weitere Zielstädte zurückerobert. Nur mit viel Glück verhungern die nach Süden fliehenden Franzosen nicht.
- Preußens letzte Armee: Nach getaner Arbeit im Westen fluten die Österreicher zurück nach Schlesien und treiben mit hohen Türmen die preußischen Armee-Reste vor sich her. Alles wird befreit außer Liegnitz. Die drei letzten Preußen stellen sich so auf, dass zumindest der dritte nicht geschlagen werden kann. Eine verzweifelte Maßnahme, die aber Wirkung zeigte: Nach diesem Angriff endete das Spiel (Runde 21). Preußen hat noch eine einzige Armee auf dem Spielbrett!
Ein Spiel voller "Mirakel" auf allen Seiten – und dem letzten auf der brandenburgischen. Eine der interessantesten Partien, an die ich mich erinnern kann. Spieldauer ca. 7 Stunden (gefühlte Jahre ;-)
Punkte:
Friedrich 12
MT: 9,x
Zarin 8 (mit Hildi, der bereits auf der letzten Zielstadt Pirna stand!)
Pompadour 6
__________________ Man soll nie zu früh verzweifeln. (Friedrich II. von Preußen)
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Bernd_P am 17.07.2009 10:20.
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