Wenn einer eine Reise tut, so kann er etwas spielen. Gemäß diesem Leitspruch fand die gestrige Friedrichpartie in Karlsruhe während eines Dienstlehrgangs des Berichterstatters statt.
Teilnehmer:
JackD1866: Elisabeth/Pompadour
Jonny (nicht im Forum): Maria Theresia
Prinz Heinrich: Friedrich
Das Spiel begann ruhig. Preußen erhielt am Anfang fast ausschließlich Kreuz und Karo, also gute Voraussetzungen für die Verteidigung gegen Russland und Österreich. Dementsprechend postierten sich auch die Generäle. Russland zog mit Saltikov und Fermor gen Westen, die beiden anderen umschwärmten Lehwaldt, trauten sich aber nicht, ihn zu attackieren – da Kreuz offensichtlich zu Beginn nicht die Stärke Russlands war, zog dieser nach Soldau, obwohl der ursprüngliche Plan eher einen langsamen Rückzug in Ostpreußen vorgesehen hatte. Königsberg und Rastenburg fielen entsprechend schnell.
Die Österreicher bastelten sich aus Browne, Karl und Lacy einen Dreierturm zusammen und schickten ihn nach Sachsen, wo sich Friedrich und Seydlitz zur Verteidigung vereinigten. Daun und Laudon krochen in Schlesien vorwärts. Befriedigt stellte der preußische König fest, dass die Weißen sich in Karo nicht besonders wohlzufühlen schienen. Eine sich bietende Gelegenheit, mit Pik Karo zu ziehen, nutzte der Zweierturm Schwerin/Keith und musste feststellen, dass sich den sieben preußischen Armeen satte 16 österreichische entgegenstellten. Die Hauptmacht Österreichs war also mitnichten in Sachsen.
In Kammin griffen die beiden Russen jetzt Dohna an. Mit ihren zwölf Armeen hatten sie eine hundertprozentige Übermacht. Zwar war das preußische Kreuzblatt beträchtlich, doch lag das vor allem an der Höhe der Karten – die Konterfeis der russischen Kommandanten tummelten sich nur so auf der preußischen Hand, keine Kreuzkarte hatte einen geringeren Wert als 8. Daher konnten sich die Russen in drei aufeinanderfolgenden Runden durch ihre eigenen kleinen Karten, zuletzt mit einer Reserve, um 1 zurückziehen – 21 preußische Kreuz durch Armeenüberlegenheit vermahlen. Das zehrte an der Kartenhand, zumal der in Thüringen herummäandernde Hildburghausen Hannover bedrohte und daher von Winterfeldt in Kreuz entsorgt werden musste. Jedoch hatten auch die Russen langsam kein Kreuz mehr.
Damit zur Lage im Westen. Cumberland brach nach Südosten aus, um später die französischen Eroberungen in Südhannover zu bedrohen, Ferdinand verblieb im Norden. In Ermangelung einer einzigen Herzkarte war es ihm nicht möglich, Diepholz zu verteidigen, durch eine gewaltige Karohand (in der dritten Runde waren fünf von sechs Hanni-Karten Karo) sah er sich in der Lage, von Soltau aus zu verteidigen. Jedoch blieb danach der Karozufluss aus, als die Franzosen kurz danach angriffen, musste sich Ferdinand um 2 zurückziehen, den zweiten Kampf überlebte er nicht. In der Folge sammelten Richelieu und Chevert die nördlichen Zielstädte ein, Soubise gelang es, durch einen Zählfehler Winterfeldts Wernigerode einzunehmen. Damit hing schon früh die Verteidigung gegen Frankreich nur noch an Magdeburg. Jetzt kam Ferdinand jedoch wieder ins Spiel, Cumberland hatte sein Umgehungsmanöver beendet und das preußische Herz sollte gegen Frankreich eigentlich in genügendem Maße vorhanden sein.
Die Lage in Schlesien war da prekärer. 16 Armeen unter Daun machten Jagd auf die schwächlichen Schwerin und Keith. Diese retteten sich nur mit sofortigen Rückzügen, wodurch jedoch die „Reservefarbe“ Pik abgenutzt und die Blauen nach Karo abgedrängt wurden. Eine Trennung des Turms spaltete auch die österreichischen Kräfte und sorgte so für weiteren Zeitgewinn. Der Dreierturm in Sachsen teilte sich ebenfalls auf und strömte teilweise nach Schlesien. Die Österreicher begannen, die nun ungedeckten Zielstädte in Schlesien einzusammeln wie reife Früchte. Schwerin wurde schließlich geopfert, um in Böhmen einen österreichischen Tross zu fressen, Keith zog sich nach Polen zurück, wo er an der Nabelschnur eines preußischen Trosses hing und mit Rückeroberungen drohte. Der Verlust des österreichischen Trosses hinderte die Weißen ebenfalls in ihren Offensivbemühungen. Hildi stieß neu eingesetzt wieder vor, erwischte den ungünstig in Dresden an der Sektorengrenze erwischten Friedrich und zog ihm ca. 20 Karo, bevor er seinen zweiten Abgang machte.
Im Norden wurden die bisher von Heinrich mit minimalen Bewegungen völlig neutralisierten Schweden keck und rannten gen Osten, um ihren großen Brüdern, die in der achten Runde die Verschleißangriffe auf Dohna wieder aufgenommen hatten, zu Hilfe zu eilen. Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen, da unmittelbar nach dieser Runde die Zarin verschied.
Frankreich befand sich nun im klassischen Dreiecksspagat: Richelieu hielt Ferdinand unter Kontrolle, Soubise passte auf Cumberland auf und Chevert rannte gegen Winterfeldt an, wobei ihm drei kurze Rückzüge gelangen. Zumindest verloren die Franzosen nach der neunten Runde Amerika an die Rotröcke.
Die Eroberung Schlesiens war jetzt vollständig abgeschlossen, so dass Österreich umdisponierte. Daun deckte die Nordflanke gegen den nach Süden stoßenden Dohna und den wieder eingesetzten Schwerin ab, Laudon bewachte Keith an der Grenze zu Oberschlesien – Keith hatte zwischenzeitig mit 2 Armeen 16 österreichische gebunden. Die übrigen marschierten nach Sachsen. Nun wurde es rasant im Schicksalskartenstapel: Am Ende der elften Runde fühlte sich ein französischer Freigeist berufen, publizistisch tätig zu werden, so dass die Alliierten noch einmal Hoffnung schöpften, bis diese eine Runde später durch die Niederlage der Grande Nation in Indien begraben werden musste. Wiederum eine Runde später wurden mittels Lord Bute die Subsidien an Preußen völlig eingestellt.
In Sachsen rannten jetzt drei Österreicher – jedoch auf zwei Korps verteilt – gegen Preußen an. Der einzelne General musste dabei eine schwere Niederlage hinnehmen (-4 bei 5 Armeen), der Turm wurde mittels Rückzugsfalle umzingelt und vernichtet. Preußen hatte inzwischen 18 Armeen in Sachsen massiert. Nun hatte Hildi noch seinen letzten großen Auftritt: Eine Attacke auf das preußische Hochhaus büßte er mit dem Leben. Derart bombensicher stehend, musste in der 15. Runde
auch der schwedische König die Sinnlosigkeit weiterer Kriegsanstrengungen einsehen und ersuchte um Frieden. Der Spott Friedrichs gegenüber dem Gesandten war berechtigt: Schweden hatte keinen einzigen Kampf bestritten.
Jonny stellte sich für seine erste Friedrich-Partie nicht ungeschickt an und eroberte schnell Schlesien. Die armen Reichstruppen wurden unter seiner Führung jedoch regelmäßig verheizt.
Mit JackD1866 hatten wir einen druckvollen Spieler der Flügelmächte, der mit aggressivem Russlandspiel Pech hatte, dass die Zarin so früh im Suff die Treppe hinunterstürzte, und auf der anderen Seite dynamische Franzosen zu neun Zielstädten und einem nervösen Winterfeldt brachte. In unserer Spielanalyse direkt danach waren wir uns jedoch einig, dass das „Dreieck“ der Generäle eine unnötige Aufsplitterung der Kräfte darstellte.
Der berichterstattende Preuße spielte, wie er unbescheiden anmerken muss, ebenfalls solide, mit den unnötigen Fehlern, sich in Schlesien zu schnell abdrängen zu lassen sowie der „Ohne-Sicherheitsnetz-Verteidigung“ gegen Frankreich durch den vielleicht vermeidbaren Totalverlust Ferdinands und dem Zählfehler bei Wernigerode, war jedoch, auch dank günstiger Schicksalskarten nie ernsthaft gefährdet.
Dauer: 15 Runden, 4h brutto
Punkte nach WM-Regeln:
Friedrich: 12
Elisabeth: 6 (mit Schweden, 3 mit Russland)
Maria Theresia: 9,17
Pompadour: 9
Fragen, Anregungen und Kommentare sind wie immer willkommen
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Prinz Heinrich am 13.11.2009 17:33.
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