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Friedrich? Die entspannendste Rolle! |
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Unsere Partie am Freitag konnte das Bild des gestressten Preußenspielers, dem von allen Seiten Vernichtung bevorsteht, kaum bestätigen.
Die Rollenverteilung:
Friedrich: Prinz Heinrich
Elisabeth: Steffen (nicht im Forum)
Maria Theresia: Ösimarie
Pompadour: Steffen
Anfangsphase
In der ersten Runde bahnt sich vor allem im Norden Interessantes an: Russland bewegt alle vier Generäle auf Lehwaldt zu (es war erst das zweite Spiel Steffens und sein erstes als Russland), Ehrensvärd platziert sich breit grinsend in Schlagdistanz zu Heinrich. Der schlägt in der zweiten Runde natürlich erbarmungslos zu, schließlich hat der Hottentotte ja nur eine Karte auf der Hand. Die hat es aber in sich: Gegen die Kreuz-13 muss Preußen seinen gesamten Kreuzvorrat setzen, um Schweden mit -3 zu besiegen. In der Folge wird Preußen kaum noch Kreuz nachziehen.
Da ist es schon ein herber Verlust, dass Seydlitz sich auf seinem Weg nach Schlesien im Kreuzsektor erwischen lässt und eine Karte für einen -1-Rückzug spielen muss. Der dadurch entstehende preußische Dreierturm auf Breslau wird aufgrund einer offensichtlichen österreichischen Pikschwäche erstmal nicht herausgefordert.
Der sich taktisch zurückziehende Lehwaldt wird in der fünften Runde gestellt und kampflos vom Brett geschickt. Die Russen strömen gen Westen. Pik ist als Verteidigungsfarbe gegen Österreich eingeplant, in Karo hält Friedrich noch Sachsen (und kann auch kaum zur dauerhaften Verteidigung gegen den Iwan eingesetzt werden), Herz soll eigentlich gegen Frankreich verwendet werden (und birgt auch Gefahren in Bezug auf Schweden) und Kreuz – davon hält Preußen in der sechsten Runde exakt zwei Karten auf der Hand, eine Drei und eine Sieben. Gnädigerweise beschließt jedoch die Zarin, zum frühestmöglichen Termin das Zeitliche zu segnen und Preußen ist seine Hauptsorge los. Dohna begibt sich gen Süden.
Mittelspiel
Die Franzosen in Gestalt Cheverts bekommen von Ferdinand ihre Grenzen in Herz aufgezeigt. Trotz zweier Reserven müssen sie sich um -6 zurückziehen. Cumberland strolcht derweil im Süden herum und verwendet das hannoversche Kreuz, um Hildi zurück auf Los zu schicken.
Schweden sammelt, von Heinrich unbedrängt, Stettin, Greifenhagen und Cammin ein. Ehrensvärds Bewacher lümmelt seelenruhig in Malchin herum und wartet darauf, dass die (inzwischen erstarkte) preußische Kreuzhand herausgefordert wird.
In Sachsen wird der Druck auf Friedrich immer stärker, auch der Tross wird bedroht, aber noch reicht das Karo gut. Der schlesische 15-Armeen-Turm wird erstmalig probeweise angegriffen. In Runde zehn werden die von Friedrich zuvor strategisch geschickt zurückgezogenen Browne und Karl von ihm und dem herbeieilenden Dohna in Spremberg umzingelt und vernichtet, die Rückeroberung der sächsischen Zielstädte ist die Folge. Darüberhinaus gibt Cumberland Hildi zum zweiten Mal Heimaturlaub, und der Schlesienturm vernichtet das gesamte Pik Österreichs.
Insgesamt ist die Lage ruhig, wozu „Schweden“ nach der neunten und „Indien“ nach der zwölften oder dreizehnten Runde weiter beitragen.
Endphase
Preußen/Hannover ist drückend überlegen. Die Österreicher berennen Breslau jetzt wiederholt mit einem 24er-Turm, was vorerst noch keine Wirkung zeigt.
Auch unter der neuen Führung ist Hildi nicht erfolgreicher: Zum dritten Mal schickt Cumberland ihn vom Brett. Danach wird er gen Norden, gegen Ferdinand gesandt.
In Sachsen wird der wieder eingetroffene österreichische Zweierturm abermals umzingelt und vernichtet. Da die preußischen Pikvorräte langsam schwinden und aus den Nachziehstapeln – trotz der intensiven Kämpfe – kaum Pik kommt (Preußen zieht in den ersten vier Runden des neuen Stapels, der die Karten der ersten heftigen Kämpfe um Breslau enthält, insgesamt knapp 30 Pik – wohingegen Österreich bereits in der ersten dieser Runden allein zwei Pik-13er zieht), ist die entspannte Lage in Sachsen sehr beruhigend. Da kann auch „Gedichte“ nach Runde 16 wenig trüben.
In der nächsten Runde macht Hildi bei Diepholz seinen vierten Abgang. Diesmal hat der Mohr jedoch seine Schuldigkeit getan, denn Ferdinand muss sich beim folgenden Angriff Frankreichs mit der hannoverschen Reserve zurückziehen (die erste Schlachtenniederlage Hannovers überhaupt!). Das preußische Herz für die Verteidigung Magdeburgs ist jedoch überreichlich vorhanden.
Österreich gibt in Schlesien nicht auf: Nach dem Angriff in der 17. Runde (-4 für Österreich) steht Preußen nur noch mit einer Pik-5 da. Bis die Österreicher jedoch wieder in Reichweite sind, endet das Spiel: Nach Runde 18 wird „Amerika“ gezogen.
Fazit: Sehr günstige Schicksalskarten, ein gewisses Farbenglück und die mangelnde Aggressivität der Alliierten (die Fortunas Ungewogenheit ihnen gegenüber offensichtlich abschreckte) sorgten für einen kaum gefährdeten preußischen Sieg.
- Preußen/Hannover erlitt nur drei Schlachtenniederlagen (Seydlitz’ Rückzug in Schlesisch-Kreuz Runde 3, Lehwaldts geplanter Abgang in Runde 5 und Ferdinands -1 im Norden in Runde 17)
- Preußen muss niemals eine Reserve spielen und hält am Ende derer sechs auf der Hand
- Preußen hat am Ende einen Stapel von 52 Karten
- Preußen ist am Ende in Pik zwar Österreich unterlegen (20 gegen ca. 30 Punkte), hält aber wesentlich mehr Reserven, ist in Karo überlegen und wegen der teuren österreichischen Nachkäufe sogar in der ursprünglichen Achillesferse Kreuz (von dem Österreich mehr als genug besaß) auf die Eventualität eines langsamen Rückzuges gen Nordwesten in Schlesien bestens vorbereitet
- Gegen Frankreich/Reichsarmee kann überhaupt nichts mehr anbrennen: Der nie geforderte Winterfeldt hat zwar nur zwei Armeen, verfügt aber über sensationelle 239 Punkte Herz (von 360 insgesamt im Spiel befindlichen)
Punkte nach WM-Modus:
Friedrich: 12
Elisabeth: 6 (mit Schweden, 4 mit Russland)
Maria Theresia: 2,5
Pompadour: 7 (2 mit Reichsarmee)
Es wurde ohne Schachuhr gespielt.
Fragen, Anmerkungen, Kommentare sind wie immer herzlich willkommen
__________________ "Wer Unglück nicht ertragen kann, verdient kein Glück." (Friedrich II. von Preußen)
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28.08.2009 23:39 |
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Wie oft habe ich im Verlauf dieses Spiels gedacht: "Wenn ich jetzt nochmal mit meinen 24 drauf geh, stellt sich bestimmt heraus, dass er nicht mal so viel Pik hat, wie ich die ganze Zeit befürchte!"
...Nun, offensichtlich wäre es nach Runde 18 tatsächlich dazu gekommen, vorausgesetzt ich hätte Preußens übertriebenen sechs Reserven etwas entgegensetzen können. Ich meinerseits habe immer wieder eine Reserve gespielt und etwas später wieder eine gezogen, sodass ich das Gefühl bekam, der Preuße hat alle anderen und ich ziehe gerade ständig meine eigene nach.
Leider sind Reserven bei der Technik "Verschleiß durch Armeenüberlegenheit" wichtig, zumindest bei diesem Friedrich, der gerne Unentschieden spielt.
Aber was soll man auch mit einer Shortlife-Zarin machen, die genug kübelt, um uns schon in Runde 6 abzunippeln?
__________________ Vita satis longa et in consummationem maximarum rerum large data est. - Seneca, De Brevitate Vitae
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Ösimarie am 29.08.2009 19:49.
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29.08.2009 19:48 |
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Bernd_P
Ein Großer Friedrich
Beiträge: 375
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Also Preußen hat gegen Österreich seelenruhig und mit Erfolg sowohl auf Pik Schlesien und auf Karo Sachsen verteidigt? Das sieht mir ein bisschen wie Verzettelung der österreichischen Kräfte aus. Wäre es nicht besser gewesen, Österreichs "innere Linie" im nordböhmischen Gebiet zu nutzen, um einen Schwerpunkt in Sachsen zu bilden? Die Preußen in Schlesien hätten wohl auch nicht so schnell zu Hilfe eilen können, weil der schnellste Weg durch Kreuz oder Herz geführt hätte und vermutlich unpassierbar gewesen wäre. Danach hätten die Ösis von der sächsischen Basis aus Druck in alle Richtungen machen können (Berlin, Nordschlesien, Spiel auf Reichssieg). Das hätte wohl auch Hildi sehr geholfen.
Zu Frankreich:
Zitat: |
Der nie geforderte Winterfeldt hat zwar nur zwei Armeen, verfügt aber über sensationelle 239 Punkte Herz (von 360 insgesamt im Spiel befindlichen) |
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Den Speck hat er sich mit der Zeit angefressen. Wer weiß, wie die Karten sich gemischt hätten, wenn die Franzosen einigermaßen zeitig mit Armeeüberlegenheit Druck gemacht hätten? Ein Angriff 16 gegen 2 sowie ein Gegenangriff 2 gegen 14 kostet Preußen mindestens 28 Herz-Augen mehr als den Franzosen. Vermutlich hätte Friedrich das in frühen Runden gar nicht witzig gefunden (in Runde 18 war's egal, schon klar).
Zitat: |
Leider sind Reserven bei der Technik "Verschleiß durch Armeenüberlegenheit" wichtig, zumindest bei diesem Friedrich, der gerne Unentschieden spielt. |
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Ok, aber was tun, wenn Friedrich nun mal auf (fast) allen sitzt? "Nichts" ist doch garantiert auch falsch (es sei denn bei bestimmten Konstellationen bei der WM, wenn es um Punkte geht)
__________________ Man soll nie zu früh verzweifeln. (Friedrich II. von Preußen)
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31.08.2009 14:00 |
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